Aus der Bestgen-Mühle in Schifflingen wird eine soziale Einrichtung
Die ehemalige Mühle soll in den kommenden Jahren ein zweites Leben erhalten. Jetzt enthüllen die Verantwortlichen die Einzelheiten des Projekts
« Was lange währt, wird endlich gut » – der Schifflinger Bürgermeister Paul Weimerskirch (CSV) zeigte sich am Donnerstagmorgen deutlich erleichtert. Nach Jahren des Leerstands konnte er eine Lösung für die über 200 Jahre alte Bestgen Mühle an der Rue du Moulin präsentieren. Demnach soll das Gebäude in den kommenden Jahren zu einem « Centre socio-therapeutique » (CST) für Kinder umgewandelt werden. Bereits Anfang des Jahres hatten sich die Gemeinde und das Bildungsministerium zu dieser Lösung durchgerungen, am Donnerstag wurden die Details des Projektes während einer Pressekonferenz gegeben.
Tageseinrichtung für Kinder
Ein CST ist eine Tageseinrichtung für Kinder im Grundschulalter, die sozio emotionale Entwicklungsschwierigkeiten haben und daher nicht am Regelunterricht in gewöhnlichen Schulen teilnehmen können, wie Gilles Dahrnen, Erster Berater im Bildungsministerium, erklärte. Seit 2016 gibt es dieses Angebot. Sieben solcher Einrichtungen sind seitdem hierzulande entstanden. Betrieben wird das CST in der Bestgen-Mühle von der in Schifflingen ansässigen Vereinigung Telos Education. Für die Neunutzung muss die Mühle jedoch gänzlich renoviert werden, hat das hohe Alter doch deutliche Spuren an der Substanz der Bestgen-Mühle hinterlassen. « Das Gebäude hat gelitten », so Weimerskirch. So seien beispielsweise Teile der Mühle abgesackt. So soll die Bestgen Mühle nach den Umbauarbeiten aussehen. Nach den Umbauarbeiten soll im Erdgeschoss der künftige Eingangsbereich eingerichtet werden. Zudem entstehen dort ein Aufenthalts- sowie ein Essraum und eine Küche, erklärt der zuständige Architekt Louis Weisgerber. Die ehemalige Mühle soll indes erhalten bleiben. « Die Maschinerien bleiben und werden hinter eine Glasscheibe gestellt », so Weisgerber. Auf den weiteren drei Stockwerken werden unter anderem Werkstätten für Kinder, Versammlungsräume sowie Büros eingerichtet. Auch ein therapeutischer Bereich ist geplant.
Restaurant bleibt erhalten
Angedacht ist, das Gebäude mit Fotovoltaik-Anlagen auszustatten. Da die frühere Mühle unter Denkmalschutz steht, können aber keine herkömmlichen Solarpanels angebracht werden, stattdessen werden sogenannte Solar-Dachziegel genutzt, so Weisgerber. Das Restaurant, das sich in der Mühle befindet, soll indes erhalten bleiben. Es wird zwar während der Bauarbeiten geschlossen, um ebenfalls renoviert zu werden, nach Abschluss der Arbeiten soll es dann aber wieder eröffnet werden, erklärte Weimerskirch am Donnerstag. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich im kommenden Herbst beginnen. Zwei bis drei Jahre sollen sie andauern. Insgesamt wird die Umwandlung der früheren Mühle rund 10,5 Millionen Euro kosten. Das Bildungsministerium wird einen Großteil der Summe finanzieren, zumindest für jene Teile des Projektes, die dem Betreuungsauftrag gewidmet sind. Das Restaurant fällt demnach nicht unter den staatlichen Finanzierungsschirm.
Geschichte geht auf das Jahr 1803 zurück
Die Umwandlung stellt somit den nächsten Schritt in einer seit über 200 Jahren andauernden Geschichte der Mühle dar. Deren Bau geht auf das Jahr 1803 zurück. Nach zahlreichen Umbau- und Modernisierungsarbeiten stellte die Mühle ihren Betrieb kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Um die Jahrtausendwende wurde der Staat neuer Eigentümer des Gebäudes, welches unter Denkmalschutz gestellt wurde. In den anschließenden Jahren nutzten unter anderem die Vereinigung Action sociale pour Jeunes sowie späterhin das Objectif Plein Emploi und der CIGL die Struktur an der Rue du Moulin. Im Jahr 2016 ging die Bestgen-Mühle schlussendlich in den Besitz der Gemeinde Schifflingen über.
Source: Luxemburger Wort , 3./4. Dezember 2022